Vorwort zum Roman „Jenseits der Nebelwand der Traum von Kabakon“

Vorwort zum Roman „Jenseits der Nebelwand der Traum von Kabakon“

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DER TRAUM VON KABAKON

Skylla und Charybdis - Zutritt verboten!

Mein Westküsten-Krimi „HINTER DER NEBELWAND“ hatte 2011 das Licht der Welt erblickt und dort mehr beiläufig das Paradies deutscher Nestflüchter, Kabakon, die Sehnsuchtsinsel der Südsee – diesmal zweier hoffnungslos ineinander verknallter Jungs wegen – gestreift, da rührten zwei große Romane die Herzen spät-kolonialistischer Kreuzfahrer! Marc Buhl gelingt es, eine Diskussion über das Flair der Insel und ihre Verwandlung in ein Zentrum „kokovinistischer“ Lebensformen durch den Apotheker August Engelhardt zu entfachen. Beide Romanciers verfehlen nicht, die explodierenden Lustgefühle auch solcher Kabakon-Reisenden zu beschreiben, die es sich leisten, einige Tage dort als Nudisten aufzutreten und einheimische Knaben brutal zu vergewaltigen. Auf Kabakon gerichtete Sehnsüchte mancher ohne eigenes Verschulden verkrachten Existenzen – so die jener HINTER DER NEBELWAND wohnenden Kieler Jungs – die fehlen bei Kracht! Kabakon beseelt die Hoffnungen jener von der Gesellschaft Ausgeschwitzten auf ein normales Leben, weit weg von der Pickelhauben-Selbstinszenierung der ‚Kaiserreichsler‘! Die beiden Romane (s. o) regen mich an, den vergriffenen Editionen der NEBELWAND eine dritte mit dem Ziel zu gönnen, den gleich Skylla und Charybis sozial „würgsamen“ Faktoren der aus Todesangst in Aporie Versetzten nachzuspüren, die dieserhalb ein Schiff wohl stehlen mögen, aber plötzlich entscheiden müssen, sich den Weg zu Schiff nach Kabakon frei zu schießen oder aber, umzingelt vom spießbürgerlichen Konnex, in Kiel zu verrotten.

Jörgen Bracker

1.September 2020